Warum wir ein Jahr Auszeit in Afrika planen

Noch eineinhalb Jahre to go bis zu unserer Auszeit: Wir sparen eifrig, verkaufen alles was nicht niet- und nagelfest ist und rüsten die blaue Elise auf. Neben der Arbeit versuchen wir rauszufinden, was der Wagen im Gelände kann und im Herbst steht ein Schrauberkurs an. Man kann sich wohl nicht auf alles vorbereiten, nur eine Illusion schaffen von »ich weiss ungefähr, was ich da tue«.

Meistens kann ich es kaum erwarten bis es endlich losgeht, doch dann fällt mir gelegentlich wieder ein, wie oft ich mich in Afrika schon unglaublich gefürchtet habe. Und ich meine jetzt nicht die Phantasien von Vielen, dass einem in Afrika beim Brötchenkauf eine Machete zwischen die Rippen gejagt wird, sondern die für mich unvorstellbar gewaltige Natur. Ich bin ein Stadtkind und es gewohnt, zum Licht einer Straßenlaterne zu schlafen. Alleine schon die unfassbare Dunkelheit, sobald die Sonne hinter den Horizont geplumpst ist, war für mich manchmal kaum aushaltbar. Auch die Geräusche, die Nilpferde nachts beim Grasen machen und dabei musikalisch von »bullfrogs« begleitet werden, sind ungewohnt für meine vom Autolärm geprägten Ohren. Teilweise fegten Stürme, Gewitter und heftige Regenschauer über unsere Holzhütten hinweg, was sich in einer betonierten Stadtwohnung nicht halb so bedrohlich anfühlt. Und vom Buschfeuer im Kgalagadi Transfrontierpark, dem wir nur mit knapper Not entkommen sind, rede ich jetzt gar nicht.

Also warum fahren wir überhaupt?

Bei Steffi ist der Fall klar: Sie hat schon immer eine Sehnsucht nach Afrika verspürt und ich war neugierig genug, so dass wir 2009 zum ersten Mal dorthin gefahren sind. Für sie ist es wie nach Hause kommen. Das merke ich, wenn wir dort sind, kann sehen, wieviel Spaß es ihr macht, Spuren zu lesen und Wildtiere im Busch zu erspähen. Das macht sie glücklich. Doch was zieht mich dorthin? Ich fahre nicht nur Steffi zuliebe (das wäre ja auch unvorstellbar blöd).

Ich fahre, weil ich noch nie etwas erlebt habe, dass mich so sehr beeindruckt hat, wie Elefanten, Giraffen, Zebras und Gnus in freier Wildbahn zu sehen. Und weil ich noch nie in meinem Leben so weit gucken konnte wie am Spreetshoogte Pass ohne einen anderen Menschen zu sehen. Weil ich mich in Afrika unglaublich lebendig fühle. Und da gehört die Angst vielleicht auch mit dazu.

Ich bin ein Stadtkind aber ich möchte hier nicht enden. Ich liebe die Natur und zwar nicht nur die afrikanische, aber ich kann mich nicht gut in ihr bewegen. Das möchte ich lernen, denn es bringt eine neue Seite in mir zum Klingen, die ich besser kennen lernen möchte. Und da ich nicht gerne halbe Sachen mache, fahre ich eben gleich nach Afrika.

Früher habe ich gerne weit im Voraus geplant, nichts dem Zufall überlassen und mir ein Gefühl von Kontrolle vorgemacht. Doch nun merke ich mehr und mehr wie herrlich es ist, sich Hals über Kopf in den Fluss des Lebens zu stürzen, welche Abenteuer man erleben kann, wenn man loslässt. In Afrika hat ein Guide zu uns gesagt »solve the problem when it comes«. Das ist jetzt nichts, was ich in unserer durch und durch geplanten, und auf dem Bedürfnis nach Sicherheit beruhenden Gesellschaft mit der Muttermilch aufgesogen habe. Aber es erscheint mir erstrebenswert, eine gewisse Gelassenheit zu entwickeln und sich überraschen zu lassen, was das Leben für einen bereit hält.

Das habe ich durch Steffi kennen gelernt und das ist es, was mich nach Afrika zieht.

Das und der Wunsch endlich ein Erdmännchen zu sehen!

3 Comments

  1. Sehr sympathischer Post. Er zeigt den Umgang mit den eigenen Ängsten und Befürchtungen auf………und er erzählt vom Loslassen und Einlassen. Er hat auch was mit Beziehung zu tun………………und natürlich auch mit träumen.

    Dankeschön für diesen Beitrag!

    Roland

    • Lieber Roland, vielen Dank für diese schöne Rückmeldung. Eigentlich kann ich sowas nur schreiben, wenn ich ausblende, dass es tatsächlich jemand liest. Aber nun freue ich mich doch….

  2. Pingback: Jahr zwei mit Defender - unser Jahresrückblick 2015 - Giraffe 13

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