Albanisches Fernsehen: Ti Mundesh

Unser skurrilstes Erlebnis in Albanien

Ich bin ja Kommunikationsberaterin, gell? Und versuche meinen Kunden zu erklären, was sie mit diesem digital Zeugs anfangen sollen. In Zukunft werde ich ihnen nur noch eines Raten: fahrt nach Albanien. Da könnt ihr mal erleben, was „digitale Transformation“ wirklich bedeutet.

Wenn ihr uns auf Facebook folgt, habt ihr vielleicht schon unser Star-Interview im albanischen Fernsehen gesehen? Was noch fehlte ist die Geschichte dahinter:

Von der quirligen Stadt Shkoder brechen wir auf, die einsame und unberührte albanische Bergwelt zu erkunden. Die albanischen Alpen versprechen wild und verwunschen zu sein. Die Gegend ist kaum besiedelt, die wenigen Häuser, die sich über die hügeligen Täler streuen, sind im Winter monatelang von der Außenwelt abgeschnitten. Ohne einen vernünftigen Allraduntersatz traut sich niemand in die Tiefe der Täler.

Genau nach unserem Geschmack. Wir suchen uns eine Piste ins Vermosh-Tal und los geht’s – holter die polter Richtung Tamare. Wir stoßen erst am Ende des Asphaltbandes wieder auf die Hauptstraße. Trotz trüber Soße beeindruckt uns die Ahnung der gigantischen Bergpanoramen, der steilen Felswände, des dicht bewachsenen Waldes, in dem noch Wölfe und Bären leben sollen.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Lepushe. Ein winziges Dorf am Tor zum Vermosh-Tal. Es regnet und wir quartieren uns im Hotel Alpini ein. Anfangs sind wir gar nicht so sicher, ob es sich wirklich um einen Gasthof handelt. Aber einen Kaffee und zwei Raki später sind wir angekommen, ausgepackt und mit dem WLAN verbunden. Da ruft Birgit von draußen: „Kannst Du mal kommen, die wollen uns interviewen.“ Wer? Will was?

Tatsächlich, da stehen wie vom Himmel gefallen drei Menschen im Garten. Einer mit Kamera, einer mit Mikrofon und eine Frau, die wild auf Birgit einredet. „Wir sollen ein paar Fragen beantworten, warum wir Urlaub in Albanien machen.“ – Äh, ja? „Wir sind vom Fernsehen und gerade aus Tirana rüber gefahren.“ – Ja ne, is klar. Für die Hälfte der Strecke haben wir nur doppelt so lang gebraucht…

Und so landeten wir im albanischen Fernsehen (ab Minute 10:15):

Und hier ist die Geschichte unseres skurrilsten Erlebnisses noch lange nicht zu Ende. Nachdem der Ü-Defender wieder davon schoss und uns verdattert zurück ließ, lernten wir Barbara kennen. Barbara ist Schweizerin und markiert seit 14 Jahren ehrenamtlich Wanderwege in der Region, um den Tourismus zu fördern. Wir verbrachten einen sehr schönen und lehrreichen Abend mit ihr. Wir erfuhren viel über Land und Leute, welche sie spürbar ansteckend in ihren Bann gezogen haben.

Sie klärte uns über die betriebsame Anspannung unserer Wirte auf: morgen sei große Verlobungsfeier des Sohnes! Braut und Familie kommen extra aus Vlore, ein großes Fest, die ganz Gegend ist eingeladen. „Wohnt der Sohn auch hier im Dorf?“ frage ich bei Kerzenlicht. Der Strom fiel den ganzen Abend beharrlich aus. „Nein, nein, der ist in Amerika“, antwortet Barbara unbeeindruckt, „die Feier wird via Facebook übertragen.“ Mein dummes Gesicht, muss durch die Dunkelheit geleuchtet haben.

Die Vorbereitungen nehmen am nächsten Tag Fahrt auf. Morgens, kurz vor meinem ersten Kaffee. Ich trete aus der Tür des Gasthauses und blicke direkt auf das gehäutete Gemächt eines an den Hinterläufen aufgehängten Hammels. Wie sie den wohl über Facebook übertragen?

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.