South Luangwa National Park, Sambia

Giftschlangen in Afrika

Auf unserer Reise durch Albanien haben wir uns an eine Furcht erinnert, mit der wir uns vor unserer Auszeit in Afrika auseinandersetzen müssen: Giftschlangen!!! In München kommt man selten mit gefährlichem Getier in Berührung, aber in Afrika sieht das schon anders aus: Kapkobras sind uns schon mehrmals begegnet und von einer Puffotter sahen wir zumindest die Spuren im Sand.

Das Risiko an einem giftige Schlangenbiss zu sterben ist zwar extrem gering und wir sollten uns mehr Sorgen um Malaria machen. Aber man kann sich nicht aussuchen wovor man sich fürchtet und ein vernünftiges „Komm, das ist doch eigentlich halb so wild“ macht das Ganze eher schlimmer, weil man sich dann noch dazu total bescheuert fühlt. Es hilft nichts: ich kann mir einfach stundenlang ausmalen, wie ich nach einem Schlangenbiss elend dahinsieche, ohne etwas tun zu können. Oder, was noch viel schlimmer ist, ich muss Steffi dabei zu gucken.

Also habe ich beschlossen, mich intensiver diesem Thema zu beschäftigen. Denn was weiss ich schon über Schlangen und die tatsächliche Gefahr. Nun macht ein Buch noch keinen Schlangenexperten, aber um nützliche Informationen zu sammeln habe ich mich, nach einiger Recherche, für das Buch „Keine Angst vor Afrika“ von Gottfried Heer entschieden. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen: es stellt die häufigsten Giftschlangen Afrikas vor und stellt die wichtigsten Fakten, Vorsichtsmaßnahmen und Verhaltensregeln zusammen. Wer keine Lust hast, das Büchlein komplett zu lesen, dem fasse ich die für mich interessantesten Punkte an dieser Stelle zusammen. Außerdem kann ich auf diese Art im Falle eines Schlangenbisses – zumindest so fern ich Internet habe – auf unserem Blog schnell noch einmal nachlesen, was zu tun ist.

Gefahr durch Schlangenbisse?

Erstmal zur Beruhigung: Schlangenbisse sind WIRKLICH selten! Nur 2,4 % aller Schlangenbisse enden tödlich. Hilft mir zwar nichts, wenn ich zu dieser Minderheit gehöre, aber schafft Realitäten. Der häufigste Grund dafür ist, dass der Biss gar nicht als solcher erkannt und entsprechend zu spät behandelt wurde. In Afrika gibt es etwa 35 hochgiftige Schlangen, aber nicht bei jedem Biss gibt die Schlange tatsächlich Gift ab, das nennt sich Trockenbiss. Die schlechte Nachricht: viele Schlangen können mehrmals hintereinander beißen und Gift abgeben.

Bei den Giftarten gibt es im wesentlichen drei Typen:

  1. zytotoxisch also gewebeschädigend (Puffotter)
    Man kann das gut erkennen, weil es an der Bissstelle rasch zu Rötung, Schwellung und starken  Schmerzen kommt. Sieht man an der Bissstelle nicht viel, ist das Gift wahrscheinlich eher
  2. neurotoxisch also nervenschädigend (Mambas und Kobras)
    Ist jetzt auch nicht viel schöner, weil es Schwindel, Erbrechen, Benommenheit, Schluckstörung bis hin zur Atemlähmung auslösen kann.
  3. oder es ist hämatotoxisch, führt also zu einer Hemmung der Blutgerinnung (Boomslang).
    Das Gift wirkt eher langsam und führt unbehandelt nach 3 bis 5 Tagen zu starken Blutungen.

Giftige Schlangen in Afrika

Die genannten Schlangenarten unterscheiden sich nach folgenden Gesichtspunkten: Ottern und Vipern haben meist einen großen, dreieckigen Kopf. Bei Mambas und Kobras ist der Kopf so dick wie der sich anschließende Körper. Kobras können erstens sich selber aufrichten und dann noch ihren Hals spreizen, was bei unserer ersten Begegnung – glücklicherweise aus dem Auto heraus – wirklich sehr beeindruckend war. Außerdem gibt es Speikobras, die ihr Gift verspritzen, so dass man versuchen sollte, sicherheitshalber, seine Augen zu bedecken. Die Boomslang ist giftgrün und hat auffallend große Augen. Das vielleicht als grobe Richtung.

Verhaltensregeln im Busch

Idealerweise versucht man, einen Schlangenbiss zu vermeiden: Die meisten Schlangen ergreifen schnell die Flucht, wenn sie uns Menschen poltern hören. Nur die Puffotter bleibt liegen, so dass unangenehme Begegnungen mit ihr leider gar nicht so selten sind. Schlangen sehen schlecht und reagieren auf Bewegung. Also bei einem Aufeinandertreffen sich langsam zurückziehen und der Schlange einen Fluchtweg lassen. Schlangen sind meist nicht schnell in der Fortbewegung, so dass man (anders als bei Geparden) zumindest eine Chance hat, zu fliehen. 75 % der Bisse gehen ins Bein, so dass man mit hohen, festen Schuhen viel verhindern kann. Wir hatten ursprünglich überlegt, aus Platzgründen unsere klobigen Wanderschuhe, zu Hause zu lassen – scheint aber keine gute Idee zu sein.

Was tun bei einem Schlangenbiss?

Wurde man doch gebissen, heisst es Ruhe bewahren. Ist für mich genauso hilfreich wie der gern genannte Tipp in Reiseführern in Afrika nicht als Tourist aufzufallen, aber hey, ich will’s versuchen. Leuchtet mir zumindest ein, dass sich das Gift bei hektischer Bewegung und hohem Blutdruck nur schneller verteilt. Viel trinken schadet auch nicht, weil es die ganze Schose verdünnt. Enge Kleidung, Ringe, Ketten und Armbänder rund um die Bissstelle abnehmen, weil Gliedmaße rasch anschwellen, die Bissstelle säubern, desinfizieren und den betroffenen Körperteil ruhig stellen. Nun auf dem schnellsten Weg ins Krankenhaus, dort kann der Betroffene überwacht und gegebenenfalls ein Antiserum verabreicht werden. Deshalb ist es wichtig, die Schlange wenigstens beschreiben zu können.

Was man vermeiden sollte

Vom Aussaugen der Wunde wird dringend abgeraten, weil sonst vielleicht der Helfer als nächstes umkippt und Aufschneiden soll man auch nicht, weil der Betroffene sonst verblutet. Ob der betroffene Körperteil abgebunden werden soll, darüber scheiden sich die Geister. Von Stauschlauch und Druckverband wird eher abgeraten, aber man kann überlegen, eine elastische Binde anzulegen. Dadurch soll zwar auf der einen Seite der Gewebeuntergang beschleunigt werden, aber andererseits Zeit gewonnen werden, falls der nächste Arzt weit entfernt ist. Zu beachten ist, dass der Körper erst richtig mit Gift geflutet wird, wenn man die Stauung wieder löst.

Lange Rede, kurzer Sinn.

Für mich ist die Quintessenz, dass das Risiko für eine unangenehme Begegnung mit einer Schlange tatsächlich gering ist und falls man, trotz aller Vorsicht, wirklich von einer Schlange gebissen wird, immer noch ganz schön viel tun kann.

Wie immer möchte ich darauf hinweisen, dass das nur meine persönliche Meinung als Reisende ist und ausdrücklich kein ärztlicher Rat. Wenn Ihr Fragen habt, lasst Euch unbedingt ausführlich beim Tropenmediziner beraten.

 

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5 Comments

  1. Ja das mit den Schlangen ist so eine Sache. Wir sind ja quasi in Thailand zuhause und gerade da wir am Rande des Dschungels und inmitten von Feldern wohnen bleiben Sichtkontakte nicht aus.

    Zum Glück ist uns in fast 10 Jahren noch nie etwas passiert, aber die Infos in deinem Artikel sind super!

    • Hi Chris,
      stimmt in Thailand seid ihr das sicherlich gewohnt. Wenn der Guide in Südafrika unter den Bungalows rum kriecht und der Spur der Puffotter hinterher robbt, wird es einem zwar kurz mulmig. :-) Bei unseren bisherigen Reisen ist zum Glück auch nie etwas passiert.
      Lieben Gruß
      Steffi

      • Mir reichen schon immer die Stories in unserem Umfeld in Pai/Thailand von Kobras und Königskobras, die auf einmal mitten auf der Straße „stehen“ :)

        • Hui, das glaube ich. Ich habe einmal neben einem „Ast“ in Namibia halten wollen. War allerdings eine schlafende Kapkobra, die dann quasi senkrecht im Bett stand :-) und mir fast zum Autofenster hinein fauchte.

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