Reiseapotheke

Für längere Reisen sollte man sich unbedingt mit dem Thema Reiseapotheke beschäftigen. Je nach Reiseziel reicht hier oft schon eine kleine Grundausrüstung, die für abgelegenere Orte entsprechend angepasst werden muss. Berücksichtigt dabei die medizinische Versorgung im Land und Besonderheiten je nach Reiseart: Buche ich „All-inclusive“ mit Krankenhaus um die Ecke oder reise ich im Auto in den afrikanischen Busch. 

Grundausstattung

Reiseapotheke: Was man immer dabei haben sollte

  • Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen oder Aspirin
  • Loperamid gegen Durchfall
  • Laxantien bei Verstopfung zum Beispiel Bisacodyl
  • Antiemetikum gegen Übelkeit zum Beispiel Metoclopramid
  • Nasenspray bzw. allgemein Erkältungsmittel
  • Fenistilgel gegen Mückenstiche
  • Voltarensalbe bei Prellungen und Zerrungen
  • Verbandsmaterial, Handschuhe und Desinfektionsmittel
  • Fieberthermometer
  • Dauermedikation bei chronischen Erkrankungen nicht vergessen

Im Medizinstudium habe ich zunächst mal alle Krankheiten kennengelernt, die eigentlich kein Mensch hat, um dann am Ende alles wieder von der Festplatte zu löschen und mit der Weisheit „Häufiges ist häufig!“ ins Arztleben entlassen zu werden. Das gilt auch für Reisekrankheiten. Hier ist man vor allem mit Schmerzen aller Art konfrontiert und Magen-Darmproblemen im weitesten Sinne. Wenn einen die Erkältung nicht erwischt, dann eben die Mücken, so dass man mit dieser Grundausrüstung schon ziemlich weit kommt. Wer in die Tropen fährt sollte auf Aspirin als Schmerzmittel lieber verzichten, da die Blutverdünnung zu Komplikationen bei Dengue-Fieber führen kann.

Damit ist man für die meisten Fälle und Unfälle gut ausgerüstet. Wer mit dem Auto reist, hat in der Regel einen gut ausgestatteten Verbandskasten dabei. Für eine Woche Italien genügen ein paar Pflaster. Für längere Reisen sollten verschiedene Wundauflagen, teilweise steril, Mullbinden, Elastikbinden und Klebepflaster mit dabei sein.

Darf´s ein bisschen mehr sein?

Reiseapotheke: Für Fortgeschrittene

  • Antibiotika
  • Malariamittel als Prophylaxe oder Stand-by
  • Pantoprazol bei Magenproblemen
  • stärkeres Schmerzmittel zum Beispiel Tramadol
  • Lorazepam zur Beruhigung
  • Antihistaminikum gegen allergische Reaktionen zum Bespiel Loratadin
  • Augensalben zum Beispiel Posiformin bei Gerstenkorn
  • Ohrentropfen zum Beispiel Otobacid bei Ohrenschmerzen
  • Cortisoncreme gegen Ekzeme oder Hautreaktionen

Wer länger unterwegs ist, gerade auch in Gegenden mit schlechter medizinischer Versorgung, der ist gut beraten, ein bisschen mehr mitzunehmen. Und sei es nur, um damit den Arzt zu unterstützen, der zwar weiß was zu tun ist, aber das Medikament nicht da hat. Außerdem sollte man sich an dieser Stelle überlegen, zu welchen Erkrankungen man selber neigt: Wer also häufig Hautprobleme hat nimmt Cortisonsalbe mit, wer ständig Mittelohrentzündung bekommt, sollte dafür ausgerüstet sein.

Verschiedene Antibiotika dabei zu haben, ist sicherlich sinnvoll, da Selbige in manchen Ländern schwer zu bekommen sind. Da Antibiotika ohnehin verschreibungspflichtig sind, kann man zusammen mit dem Hausarzt überlegen, was für die geplante Reise am wichtigsten ist. Für unsere Auszeit in Afrika haben wir Ciprofloxacin dabei gegen Infektionen von Haut, Atem- oder Harnwegen und Magen-Darm-Trakt. Und zusätzlich Amoxicillin bei Infektionen im HNO-Bereich und Clindamycin gegen Zahnentzündung. Generell würde ich hier von einer Selbstbehandlung dringend abraten, aber manchmal hilft es eben nichts, wenn weit und breit kein Arzt in Sicht ist.

Ausreichend Zeit sollte man sich für die Frage Malariaprophylaxe ja oder nein nehmen.

Sicher ist sicher

Reiseapotheke für Profis

  • Braunülen, Pflaster, Spritzen, Kanülen und Infusionsbesteck zur Gabe von i.v. Medikamenten
  • Stauschlauch
  • NaCl Lösung zur Infusion bei Flüssigkeitsverlust oder großen Blutungen
  • Cortison zum Trinken (Celestamine) oder intravenös (Solu-Decortin)
  • chirurgisches Nahtmaterial
  • Lidocaincreme oder Pflaster zur oberflächlichen Betäubung

Auch wer keinen medizinisch versierten Reisebegleiter im Gepäck hat, ist durchaus manchmal froh, wenn er sein eigenes, steriles Infusionsbesteck dabei hat. Denn die hygienischen Bedingungen können durchaus so schlecht sein, dass man sich fragt, wie oft eine Nadel eigentlich schon benutzt wurde. Ähnliches gilt für chirurgisches Nahtmaterial, denn um selber eine größere Verletzung zu nähen, reiße ich mich wirklich nicht.

Zu intravenösen Medikamenten habe ich mir lange Gedanken gemacht, da die meisten Notfallmedikamente eine entsprechende Überwachung am Monitor erforderlich machen. Deshalb habe ich mich letztlich nur für Cortison i.v. entschieden, weil es bei allergischen Reaktionen einen deutlichen Überlebensvorteil bringen kann. Und es kann hilfreich sein, wenn man eine unangenehme Begegnung mit giftigen Spinnen, Schlangen oder Insekten hat. Weil man in der Regel nicht weiß, was einen da getroffen hat und wie gravierend die Folgen sind, würde ich mein Glück mit Loratadin (Antiallergikum als Tablette) und Cortison (gibt es für alle Nicht-Mediziner statt Infusion auch zum Trinken) versuchen und sofort das nächste Krankenhaus ansteuern. Es gibt zwar keine klare Empfehlung zu dieser Medikation, aber schaden kann es wohl auch nicht.

Das ist nun doch eine ganze Menge und passt leider nicht mehr in unsere Erste-Hilfe-Tasche, aber ich hoffe, dass die Reiseapotheke funktioniert wie ein Regenschirm ist: hat man ihn dabei, braucht man ihn nicht. Oder habe ich tatsächlich noch etwas vergessen? Was habt Ihr noch in Eurer Reiseapotheke?

Wie immer möchte ich darauf hinweisen, dass das nur meine persönliche Meinung als Reisende ist und ausdrücklich kein ärztlicher Rat. Wenn Ihr Fragen habt, lasst Euch unbedingt ausführlich beim Tropenmediziner beraten.

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7 Comments

  1. In das Grundpaket gehört unbedingt noch so etwas wie Voltaren. Es ist so schnell passiert, dass man sich den Hals oder Rücken verdreht und ohne so eine Salbe verkrampft man immer mehr. Ist bei uns immer dabei und hat sich bewährt.

    • Hi Michael, guter Hinweis, vielen Dank. Du meinst Tabletten, richtig? Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir Diclofenac in der Abteilung Schmerzmittel dabei haben. Werde ich aber nochmal checken. Das wäre nämlich eines meiner Leiden. :-) Lieben Gruß, Steffi

    • Hallo Michael, tatsächlich habe ich Voltarensalbe nicht im Gepäck, weil es bei mir wenig hilft und ich im Falle einer Verspannung auf Wärme schwöre und deshalb immer eine Wärmflasche dabei habe. Trotzdem finde ich es eine hilfreiche Anmerkung und übernehme es gerne auf die Liste, weil es doch sehr unterschiedlich ist, wem was bei welcher Erkrankung weiterhilft. Liebe Grüße, Birgit

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  3. Ich werde bald eine lange Reise machen und möchte mich am besten vorbereiten. Ich finde es wirklich praktisch, einige Wundauflagen, Mullbinden, Elastikbinden und Klebepflaster immer dabei zu haben. Ich werde auf jeden Fall sinnvoll, wenn man eine Reise mit genug Medikamente anfängt. Danke für die Tipps!

    • Lieber Florian,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich finde, dass eine Reiseapotheke nach dem Prinzip Regenschirm funktioniert: Habe ich einen Schirm dabei, regnet es nicht. Lasse ich ihn zuhause, beginnt es beim ersten Schritt vor die Tür zu tröpfeln. Ich habe lieber zu viel dabei als zu wenig, dann muss ich im Notfall nicht erst lange suchen, wo ich ein entsprechendes Medikament bekommen kann. Solltest Du noch eine konkrete Frage haben, jederzeit gerne.
      Wohin geht denn Deine Reise?

      Liebe Grüße
      Birgit

  4. Ich habe vor dem Besuch der Apotheke nach einer Checklist für meine Reiseapotheke gesucht. Ein Beruhigungsmittel ist eigentlich eine gute Idee. Ich werde auf jeden Fall auch Augentropfen einpacken. Vielen Dank für die vielen Tipps und Anregungen zur Reiseapotheke.

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