Sieben simple Foto Tipps

Es sind oft die kleinen Dinge, die einen großen Unterschied machen. Und manchmal sind es ganz simple, aber effektive Tipps, die aus einem Schnappschuss ein richtig gutes Foto machen. Für das Online-Magazin Matsch & Piste hatte ich den Artikel ursprünglich verfasst, in leicht überarbeiteter Version erscheint er nun auf unserem Blog.

Weil es in Foren häufig Diskussion darüber gibt, noch ein Hinweis vorab: Dieser Artikel hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, ersetzt keinen Fotokurs oder die Tatsache, dass kein Meister vom Himmel gefallen ist. :-) Ich beschäftige mich seit meiner Jugend intensiv mit Fotografie, habe jahrelang mein fotografisches Auge und meine Technik trainiert, indem ich Tausende und Abertausende Fotos geschossen und studierte habe, meine Kamera in und auswendig kenne und mit jedem Druck auf den Auslöser immer noch weiter lerne. Die folgenden sieben Tipps sind eine Zusammenstellung meiner persönlichen Lieblinge, abseits von Blendenzahl und Profiausrüstung.

1. Die beste Kamera ist die, die man dabei hat

Es wird viel geschrieben über „Die beste Kamera“, das „tollste Objektiv für Landschaftsaufnahmen“ oder mit welcher Ausrüstung man unbedingt zum professionellen Reisefotografen wird. Bei mir hat das Gadget-Wettrüsten beinahe zur völligen Fotounlust  geführt. Zu schnell verliert man sich in technischen Features und vergisst darüber, worum es eigentlich geht: mit „Licht zu malen“, einen Moment, eine Stimmung so einzufangen, dass man beim Betrachten der Fotografie den Wind in den Haaren spürt, den Duft der Blumen riecht. Es ist nicht die Kamera, die gute Fotos macht, sondern der Mensch, der den Auslöser drückt und das Bild komponiert.

2. In der Ruhe liegt die Kraft

Fester Stand, die Kamera in beiden Händen, nicht geneigt und nicht gekippt, Objektiv und Motiv sollten dabei parallel zueinander sein. Heutzutage ist man hier etwas von den Smartphone-Kameras versaut, die man einfach blind über die Menge schwenkt. Aber auch Kameras folgen, wie das menschliche Auge, den Gesetzen der Zentralperspektive. Besonders Zoom-Objektive neigen bei „ schiefer Haltung“ zur Verzerrung. Und damit meine ich nicht die Qualität der Objektive selbst, sondern die optische Täuschung. Die Folge: stürzende Linien, die sich auch mit Photoshop kaum gerade rücken lassen.

Wer auf Safari aus dem Wagen heraus fotografiert: Motor aus. Vibrationen erzeugen Unschärfe. Bei Tieraufnahmen hänge ich auch gern mal eine halbe Stunde hinter dem Sucher, um den passenden Moment abzuwarten. Und in schwachen Lichtsituationen oder für landschaftliche Langzeitbelichtungen: Stativ ist Pflicht, zur Not tut es auch ein Bohnensack oder ein Gorillapod.

3. Einstellungssache

Lasst Euch am Anfang nicht zu sehr von den Zillionen Einstellmöglichkeiten verführen. Die ISO-Zahl zum Beispiel bleibt bei mir meist auf Automatik. Bei meiner Spiegelreflex wähle ich zu 99% die Programmautomatik P und schieße ausschließlich im RAW-Format. Die verschiedenen Motivprogramme, die man mittlerweile geboten bekommt, nutze ich eigentlich nie. Anpassungen mache ich dann später in meiner digitalen Dunkelkammer (Photoshop und Lightroom) und lasse den Kamerasensor soviel Licht und Bildinformationen einfangen wie möglich.

Wenn ich natürlich ein ganz bestimmtes Motiv einfangen möchte, dann kann es auch mal gern eine halbe Stunde dauern, bis ich das Foto im Kasten habe. Ich wähle den richtigen Standpunkt, Perspektive und Szene mit Bedacht aus. Überlege welche Stimmung ich transportieren will und probiere dann auch mal verschiedene Einstellungen aus, gern manuell, auch mal mit verschiedenen Belichtungsreihen.

4. Goldener Schnitt

Ein altbewährtes, stilistisches Mittel für die Bildkomposition ist der berühmte goldene Schnitt. Der Horizont im unteren oder oberen Drittel  des Bildes ist ansprechender als in der Mitte. Mehr Dynamik hat die Aufnahme, wenn wichtige Elemente wie Köpfe oder prominente Landschaftselemente ebenfalls nach dieser Regel im linken oder rechten unteren oder oberen Drittel positioniert werden.

5. Der passende Rahmen

Die Weite einer Landschaft lässt sich besser visualisieren, wenn sie in Bezug zu einem Element im Vordergrund, zum Beispiel einem Baum gesetzt wird. Nur im Kontrast zwischen nah und fern, groß und klein, hell und dunkel begreift das menschliche Auge, wie die Dimensionen wirklich sind. Zusätzlich kann man sich überlegen, Bildränder so zu begrenzen, dass die Weite mehr zur Geltung kommt, das Motiv bedrückend wirkt oder Sicherheit vermittelt. Zum Beispiel: Dichtes Gestrüpp am Boden und ein stämmiger Baum links geben dem Bild Halt und ziehen den Blick in die rechte obere Ecke.

6. Auf Augenhöhe

Vogel- oder Froschperspektive sind kreative Kniffe mit denen man spielen kann. Um beispielsweise Tiere zu portraitieren, solltet Ihr aber versuchen, auf Augenhöhe zu bleiben und nicht vergessen auf die Augen scharf zu stellen. Gerade auf Safaris schießt man gerne aus dem Auto von oben herunter, wodurch dem Portrait häufig Intensität verloren geht. Das ist nicht immer einfach, gerade bei wilden oder großen Tieren. Einer Giraffe in die Augen zu schauen, ist ohne Leiter eine echte Herausforderung.

7. Der Blick für das Besondere

Ich persönlich kann der Versuchung kaum widerstehen, abfotografierte Postkartenmotive nachzuknipsen, vor allem auf Städtereisen. Die Sagrada Familia in Barcelona, den Tafelberg mit Wolkentuch in Kapstadt oder die Golden Gate Bridge in San Francisco. Und dabei ist eines sicher, ich bin immer enttäuscht. Störende Baukräne oder drei Millionen Touri-Hände, die gerade versuchen, das gleiche Bild zu schießen, verschandeln mein Postkartenidyll. Ich suche also nach dem unbeachteten Detail, der besonderen Perspektive oder dem pfiffigen Rahmen.

Was meiner Fotografie neuen Schwung gegeben hat, war Birgits Wunsch nach mehr Diagonalen. Das macht die Komposition dynamischer, da scheinbar Bewegung in die Sache kommt. Der Blick des Betrachters folgt unweigerlich den Führungslinien, so dass man bestimmte Details dadurch in den Fokus rücken kann.

Zu guter Letzt, meine Lieblingsregel, die Ihr auch in jedem Artikel oder Buch über Fotografie wiederfindet:

Brecht alle oben genannten Regeln!

Habt Ihr auch kleine Tipps & Tricks, um Euren Fotos das gewissen Etwas zu geben? Wir freuen uns auf Eure Kommentare.

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3 Comments

  1. Toller Artikel – kann den Tipps zu 100 Prozent zustimmen! Besonders wichtig finde ich, dass man sich genügend Zeit nimmt. Gute Fotos erfordern einfach Geduld :)
    Liebe Grüße,
    Kathi

    • Freut mich, danke ???? Sich die Zeit zu nehmen ist auch eine gute Übung fürs Auge, um die Szene zu beobachten. Schönes Wochenende, Steffi

  2. Tolle Tipps von dir, die ich 1zu1 unterschreiben kann. Sehr amüsant finde ich doch immer wieder Tipp 1…Es ist der Mensch, der das Foto macht…Und genau von diesem hängt ab, ob das Bild gut oder schlecht, magisch oder langweillig wird. Wenn ich anderen mal meine Kamera in die Hand drücke, gehen sie oft davon aus, dass ihre Bilder nun automatisch hervorragend werden müssen. Schließlich habe ich ja eine Spiegelreflex. Doch nach einigen Versuchen kommt dann bei Ihnen stets die nüchterne Erkenntnisse: beinahe alle Bilder sind verwackelt. Ich muss dann stets schmunzeln, da mich diese Situationen immer wieder daran erinnern, dass Bilder nicht automatisch gut werden, nur weil man eine bessere Kamera hat

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