Mit dem Land Rover durch die Usambara Berge in Tansania

Die Berge Tansanias – in einem Land vor unserer Zeit

Die letzten Regenwälder Afrikas, seltene Primaten, Wanderungen durch dichten Dschungel und zu einsamen Wasserfällen. Die Berge Tansanias sind wie eine Reise in ein Land vor unserer Zeit. 

Kurz hinter der malawischen Grenze beginnt es zu tröpfeln, die Wolken hängen schwer über den Bergen. Die Hügel sind dicht und satt mit Teebüschen bewachsen. Unterbrochen von Reisfeldern, Bananenpalmen und Kaffee. Es ist jedes Mal aufs Neue faszinierend, wie sich die Landschaft nach einer Grenze verändert.

Unsere erste Etappe verschlägt uns in den kleinen Ort Tukuyu. Wir übernachten mitten im Dorf im Bongo Community Camp. Einem einfachen Camp, aber herzlichen Gastgebern. Wir bekommen einen gratis Kurs in Swaheli von einem kleinen Kiffkopp mit Reggaemützchen und ein einfaches Abendessen mit Gummihuhn. Leider hat Tukuyu seinem Namen als regenreichste Region in Tansania alle Ehre gemacht. Unsere Wanderung zum Mount Rungwe und den Crater Lakes fällt also ins Wasser.

Mount Rungwe und die Mbeya Range

Erstes Ostafrikafeeling kommt am nächsten Tag im quirligen Mbeya auf. Der Verkehr wird hektischer, links und rechts drängeln Bajajis, kleine bunte Apetaxis, um uns herum. Die örtlichen Minibusse, Daladala genannt, beachten weder Überholverbot noch Vorfahrtsregel. Land-Rover-Liebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten, die Stadt wimmelt nur so von dutzenden Uralt-Landys mit den wildesten Aufbauten.

Zum Verschnaufen haben wir in der Utengele Coffee Farm Quartier bezogen. Als Camper stehen wir auf dem Helikopterlandeplatz neben dem Tenniscourt. Uns hat es trotzdem gefallen, weil man herrlich über die hügelige Landschaft der Mbeya-Bergkette blicken und über die Farm spazieren kann. Und wer hätte gedacht, dass der Landeplatz tatsächlich hin und wieder genutzt wird. Ich wollte nur eben gemütlich ein Nickerchen machen, als das Hubdach bedrohlich wackelt. Verschreckt stürze ich aus dem Auto und sehe: neben uns parkt tatsächlich ein Hubschrauber.

Wir erfahren, dass die Strecke zwischen Mbeya und Iringa gerade saniert wird (Stand Juli 2017), so dass wir entsprechend früh starten. Eine Umleitung führt auf die nächste. Kreuz und quer über wilde Baustellen-Buckelpisten. Durchschnittsgeschwindigkeit 30 km/h. Für 300 Kilometer Autobahn brauchen wir fast 10 Stunden. Belohnt wurden wir dafür mit wunderschönen Ausblicken über die Landschaft: riesige Affenbrotbäume wachsen am Straßenrand. Wir entdecken einen unserer Lieblings-Campingplätze in Tansania, die Kisolanza Farm. Hier haben wir zum ersten mal bemerkt, dass wir offensichtlich seit Malawi stetig höher geklettert sind, wurde es nachts doch empfindlich kühl, so dass wir zum ersten Mal unsere Skiunterwäsche ausgepackt haben.

Unbedingt zu empfehlen ist ein Besuch in Iringa. Die Stadt ist im Grunde ein riesiger Markt, mit vielen kleinen Ständen, die nicht nur Gemüse, sondern auch Schuhe, Autozubehör und Haushaltswaren verkaufen. Endlich konnten wir unsere ersten Brocken Swahili probieren. Kulinarische Empfehlung: Chapati im Hasty Tasty Too essen. Die Zimtschnecke im Neema Crafts Café ist eher eine Notlösung und völlig überbewertet, die angeschlossene Behindertenwerkstatt überlaufen von Backpackern und Volunteers.

Kurz vor Iringa gibt es noch eine kleine nette Sehenswürdigkeit zu entdecken, die Isimila Stoneage Site. Bei Ausgrabungen wurden hier Werkzeuge aus der Steinzeit gefunden. Ein kleines Museum erläutert die Geschichte und wie die Fundstücke in die Menschheitsgeschichte einzuordnen sind. Ein Rundgang über das Gelände führt durch eine fotogene Schluchtenlandschaft. Der Isimila Fluss hat hier bizarre Steinformationen in pink und orange in die Landschaft gegraben.

Von Iringa aus geht es für uns nicht weiter in den Ruaha, sondern Richtung Mikumi Nationalpark, dem kleinen Bruder des Selous. Wir wollen unsere Kräfte und unseren Geldbeutel für die Serengeti schonen. Kurz vor dem Nationalpark quartieren wir uns in der Tan-Swiss Lodge ein. Das Restaurant bietet eine Kreuzung aus tansanisch-schweizer Küche und wir können einfach nicht widerstehen. Das Rösti ist zum Niederknien.

Im Mikumi Nationalpark erhalten wir einen ersten Einblick in die Landschaft Tansanias: Savanne, Berge, wilde Tiere. Der Park ist nicht sehr groß und dafür etwas günstiger. Wobei günstig in diesem Zusammenhang relativ ist. Der Eintritt kostet pro Person 30 US-Dollar, für Elise müssen wir 40 US-Dollar bezahlen. Mit Mehrwertsteuer kommen wir auf 118 US-Dollar.

Verweilen lässt es sich gut bei den Hippo Pools. Nilpferde planschen genussvoll, ab und zu kommt eine Elefantenherde vorbei und auch Vögel lassen sich prima beobachten. Wir kringeln einmal von West nach Ost und wieder zurück und entdecken: Elefanten, Giraffen, Büffel, zum ersten Mal Thomson- und Grants-Gazellen. Und ein verpenntes Löwenmännchen um das sich 15 Autos drängeln. Für den Preis bleibt es doch eher eine geringe Ausbeute. Ist aber wohl saisonbedingt.

Schöne Offroadstrecke von Mbeya nach Iringa

Auf unserem Weg zurück in den Süden (Oktober 2017) schlafen wir erneut auf der Kisolanza Farm und lernen diesmal die Besitzerin kennen. Sie empfiehlt uns statt der grauenhaften Baustellenstrecke zwischen Iringa und Mbeya eine idyllische Umfahrung über die Dörfer und den Süden des Ruaha.

Die Teerstraße wird wohl auch im nächsten Jahr nicht fertig werden. Auf einer Strecke von 330 Kilometern führen immer noch unzählige Umleitungen über ausgewaschenes Baustellengelände oder ausgewaschene Dorfgässchen. Auf den Teilen, die schon fertig sind geben Temposchwellen und Polizeisperren einem den Rest.

Wir sind also dankbar für den Umweg, der uns nicht mehr Zeit kostet und uns durch eine wunderschöne Landschaft führt. Eine Panoramastraße schlängelt sich durch die einsamen Hügel. Ab und zu kommt man an einem kleinen Dorf vorbei, die Menschen winken fröhlich. In Madibira landen wir in einer entzückende Stadt, in der man gut für einen Mittagsstop halten kann. Man kommt am südlichen Ruaha vorbei und kann mit etwas Glück Wildtiere erspähen.

Die Streckenbeschreibung von Mbeya nach Iringa:

  • Bei Igawa biegt ihr links auf die kaputte Teerstraße Richtung Rujewa
  • An der Kreuzung in Rujewa haltet euch rechts Richtung Madibira
  • Im Ortskern von Madibira zweigt die Piste wieder nach rechts Richtung Sadani
  • Die Strecke endet an einer Kreuzung 20 km südlich der Kisolanza Farm. Gegenüber seht ihr eine CF Petrol Tankstelle. Links daneben befindet sich unscheinbarer, aber erstaunlich gut sortierter kleiner Supermarkt
  • Links geht es dann Richtung Iringa weiter

Udzungwa Berge

Bevor sich der Mensch über den afrikanischen Kontinent gewütet und geplündert hat, spannte sich  ein dichter Regenwald entlang des Äquators. Heute sind nur noch wenige Flecken durch Nationalparks vor der Abrodung geschützt. Zum Beispiel in den Udzungwa-Bergen im Süden Tansanias.

Das Camp Hondo Hondo liegt einen kurzen Spaziergang vom Nationalpark entfernt. Von der Bar aus blickt man direkt auf die Berge und den Dschungel. In den Wipfeln hopsen die hier heimischen Udzungwa-Stummelaffen zum Nachmittagssnack vorbei.

Auf eigene Faust darf man den Park leider nicht erkunden. Nur der kürzeste der zahlreichen Spaziergänge, der „Prinz Bernhard“ Trail darf allein gegangen werden. Auf allen anderen Wegen, muss man einen Guide mitnehmen. Bei einer mehrtätgigen Wadnerung sogar einen bewaffneter Ranger. Auf der westlichen Seite des Parks leben nämlich noch Elefanten, erklärt man uns.

Wir entscheiden uns für eine Wanderung zu den Njokamoni Wasserfällen. Wir zahlen 30 USD Parkeintritt pro Person und nochmal 20 USD für einen Guide, der uns begleitet. Wobei der Weg so eindeutig markiert ist, dass ein Verlaufen eigentlich unmöglich ist. Dafür erklärt uns der junge Guide etwas zur einheimischen Pflanzenwelt. Trotzdem bleibt es ein teurer Spaß, den wir uns nur einmal gönnen.

Uluguru Berge

Unser ursprünglicher Plan sollte uns bei Morogoro über die Uluguru Mountains in den Selous Nationalpark und zu den Ruinen Kilwas an der Südküste führen. Allerdings ist es uns nicht gelungen zuverlässige und aktuelle Informationen über den Zustand der Piste und die Campingplätze vor Ort zu erfahren. Die steile Bergabfahrt soll in manchen Jahren, wenn es viel geregnet hat, unberechenbar sein. Das riskieren wir lieber nicht alleine. Zumal der Selous mit 75 US-Dollar pro Person und wieder 40 für Elise der teuerste Park im ganzen Land ist.

Auf unserem Rückweg kommen wir nochmal an Morogoro vorbei und beziehen unser Camp auf der Farm Simbamwenni. Die Anlage ist neu und entsprechend gepflegt. Es gibt einen riesigen Pool, der uns nach dem langen Tag im Auto gerade recht kam. Außerdem kann man wunderbare Ausblicke auf die Uluguruberge genießen. Und das ganz umsonst.

Usambara Berge

Auf dem Weg zu den Nationalparks im Norden Tansanias, kommt man an den  Usambara-Bergen vorbei. Dort wo die Veilchen blühen und man durch uralten Regenwald wandern kann. In den Ästen verstecken sich Chamäleons.

Die Bergstraße nach Lushoto ist in einem hervorragenden Zustand und sehr idyllisch. Auf der Irente Biodiversity Farm finden wir einen netten kleinen Stellplatz mit gutem Restaurant und einem wunderschönen Blick ins Tal. Für 40 US-Dollar kann man mit einem Guide durch die Berge laufen. 80 Dollar für eine Wanderung ist uns allerdings etwas zu teuer. Wir spazieren auf eigene Faust durch den Wald und zum Irente Viewpoint von dem aus man einen phantastischen Ausblick über die Weite Tansanias und die umliegenden Bergketten von Usambara und Pare hat.

Kilimanjaro und Mount Meru

Kurz hinter den Usambara-Bergen gucken wir uns die Augen aus dem Kopf, aber hinter jedem Hügel werden wir enttäuscht. Der höchste freistehende Berg der Welt hat sich dick in sein Wolkentuch gewickelt und will sich auch in den nächsten Tagen nicht zeigen. Dafür sehen wir auf der Strecke große Giraffenfamilien.

Von unserem Quartier am West-Kilimanjaro können wir zumindest einen Blick auf den Mount Meru erhaschen. Auf der Simba Farm ist man bisher leider nur theoretisch auf Camper vorbereitet. Die Anlagen sind noch im Bau. Dafür sind Ausblick und Restaurant exzellent. Wir bleiben ein paar Tage und hoffen, doch noch den Kilimanjaro zu erspähen. Leider erfolglos.

Ende Juli / Anfang August ist die Great Migration in vollem Gange ist. Also lassen wir die Städte Moshi und Arusha links liegen und fahren in einem Rutsch weiter Richtung zum Lake Manyara, einem kleinen hübschen Nationalpark bei Mto wa Mbu. Das bedeutet übersetzt Fluss der Moskitos. Von den Stechbiestern bleiben wir verschont. Hoch oben vom Panorama Camp genießen wir den grandiosen Ausblick über den Park, erspähen mit dem Fernglas badende Elefanten und hunderte Flamigos, die sich zu dieser Jahreszeit hier aufhalten. Der Park ist übrigens berühmt für seine Baum-Löwen.

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2 Comments

  1. Hallo ihr Beiden,

    eure Berichte sind echt eine große Hilfe für unsere eigene Reiseplanung. Danke für die ganze Arbeit, die ihr euch gemacht habt.

    Happy traveling, Andy

    • Hey Andy,

      cool, danke, das freut uns riesig. Nachdem wir uns nach unserer Rückkehr etwas sortieren mussten, hauen wir nun wieder regelmäßig in die Tasten. Es gibt noch so viel zu erzählen :-)

      Wo geht es für Euch hin?

      Lieben Gruß
      Steffi

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