Von Windhoek in die Namib-Wüste

Es ist unser dritter Tag in Namibia. Wir haben schon viele Abenteuer erlebt, es fällt schon jetzt schwer, sie alle zu sortieren. Heute ist Mittwoch, glauben wir zumindest, die Zeit vergessen wir hier schnell. Wir liegen auf dem Holzdeck der Hoodia Desert Lodge – um uns herum Berg, der Löwenkopf, Savanne, Weite und Stille. Stille und Weite. Frieden. Der Himmel auf Erden.

Dabei hatte unser Afrika-Urlaub eher holperig begonnen. Den ruhigen Flug meisterte Birgit wie ein frequent flyer, nur schaffte das Gepäck den Anschlußflug von Johannesburg nach Windhoek leider nicht ganz so flott wie wir. Gelassen und entspannt lassen wir unsere Taschen finden, sie stehen noch in JNB, kein Problem und keine Panik, heute abend sollen sie gebracht werden. Es ist Montag, der 26.10., Beginn unseres großen Abenteuers.

Devisen, Wasser, Mietwagen, Linksverkehr, alles gar nicht so schwer, klappt alles wie am Schnürchen. Nur vor Stop-Schildern habe ich vor lauter Erschöpfung, Autoenthusiasmus und Urlaubsfieber keinen Respekt mehr übrig. „I am so very sorry, ey!“ Was für ne kalte Dusche.

Irrungen und Wirrungen in Windhoek, kein Gepäck, Cracker zum Abendessen, ne Kippe und ’n Bier. Doch noch ein panischer Anruf bei Karola v. Packsafari -morgen führt unsere erste Etappe in die Wüste. Im Geiste mache ich schon Einkaufslisten, Birgit jedoch bleibt knallhart. Naja, auch sie gibt zu: „Ne Unterhose, na das wär doch mal ein Anfang.“

Am nächsten Morgen, nach einem leckeren Frühstück in unserer Pension Moni, kommen endlich unsere Taschen und wir brechen auf zu den ersten 310 km Richtung Sossousvlei und der Hoodia Desert Lodge. Mit dem Abstand immerhin eines ganzen Tages betrachtet, kommt mir die Angst vor den Schotterstraßen lächerlich vor. Tempolimit: 80 km/h. Es kostete mich einen Tag Nerven, um mich an dieses Tempo in unserem Toyota Yaris langsam heranzutasten. Auf den gravelroads fährt es sich wie aqua plannung, Blitzeis und Schneeverwehung zugleich. Die Devise: Mit Fuß aufs Gas, fährt es sich besser und wackelt weniger. Ganz die erfahrenen Wüstenfüchse haben wir am Vorabend unsere Route genau studiert und auf der Landkarte eingezeichnet. Birgit ist ein umsichtiger und kundiger Navigator. Als wir über den Kupferberg-Pass fahren und sich vor uns die Weite Namibias mit ihren zerklüfteten Bergen und gelber Savanne ausbreitet, können wir nur staunen. Gucken wir gerade einen Dokumentarfilm? Die Schönheit und Weite ist lange nicht zu begreifen. Deshalb fahren wir bald links ran, steigen aus dem Auto, blicken um uns. Still, nur das leise Summen der Grillen. Wind – und so heiß ist es gar nicht.

Erste Bekanntschaft machen wir auch mit den wellblechigen Schotterstraßen. Fahrgefühl: Aqua Planing, Blitzeis und Schneeverwehung mit abgefahrenen Sommerreifen. Wie versprochen gewöhnt sich das Autofahren aber schnell, die Gangschaltung spiegelverkehrt zu bedienen geht ins Blut über, so dass der Spreetshoogte Pass und seine steilen Passagen weniger bedrohlich wirken. Wir werden, oben angekommen, mit einem Ausblick belohnt, der sich mit Worten nicht beschreiben lässt, wie so vieles in diesem atemberaubenden Land. Wir blicken über die Weite des Namib-Parks und die Hakosberge. Farben, Lichter, Schatten.

Als wir uns schweren Herzens an die Abfahrt machen, verstehen wir, was der Reiseführer mit „schwierigen Stellen“ meint. Die Straße ist steil, kurvig und eng. Einmal kommt uns ein Wohnmobil entgegen, aber dank Linksverkehr kann ich unseren Toyota Yaris an der Bergseite vorbeiquetschen. Bergab alles kein Problem.

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