Roadblock Bingo in Simbabwe

Simbabwe ist ein faszinierendes und abwechslungsreiches Reiseland: legendäre Nationalparks , imposante Kulturstätten, wunderschöne Berglandschaften. Aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Lage bringt ein Roadtrip durch Simbabwe leider einige Herausforderungen mit sich.

Wenn ich zurück an Simbabwe denke, kommen mir die Tränen. Früher muss das Land ein wahrer Touristenmagnet gewesen sein. Heute kann man an vielen Orten nur noch den Verfall besichtigen. Trotz aller Berichte über die wirtschaftliche und politische Situation, hatte ich mich wahnsinnig auf Simbabwe gefreut. Gemeinsam mit Freunden aus München hatten wir uns folgende Route überlegt: Einreise über Kariba, Mana Pools, Chinhoyi Höhlen, Nygani Mountains, Chimanini, Great Zimbabwe und Gonarezhu.

Leider kam es aus zwei Gründen anders: Regenzeit und Polizeikontrollen. Die Nationalparks Mana Pools und Gonarezhu mussten wir aufgrund sintflutartiger Regenfälle ausfallen lassen. Simbabwe hat die stärksten Niederschläge seit 2008 zu verzeichnen. Viele Straßen und Brücken waren beschädigt oder weggespült.

Grund Nummer zwei: die wahnwitzig vielen Polizeikontrollen, die Nerven und Zeit kosten. Dazu später mehr.

Glanz vergangener Zeiten – Simbabwe in Bildern

Aus unserer großen Erkundungstour ist diesmal leider nichts geworden. Dafür haben wir viele tolle Menschen mit spannenden Geschichten kennengelernt.

Die Menschen

Bei aller Armut und allen Problemen sind die Menschen in Simbabwe unglaublich hilfsbereit und versprühen eine ansteckende positive Energie. Hier habe ich die freundlichsten Menschen getroffen, die mir bisher auf unserer Reise begegnet sind. Alle winken, strahlen und johlen, wenn sie das fremde Auto sehen. Als wäre ein Bann gebrochen: endlich, die Touristen sind zurück.

Wir hatten das Gefühl, das jeder sehnsüchtig darauf wartet, dass sich die Lage im Land wieder zum Guten wendet. Die Hoffnung ist groß, dass mit den nächsten Wahlen 2018 endlich alles besser wird und die Touristen zurückkehren.

Der Reiseführer empfiehlt, unter keinen Umständen die politische Lagen anzusprechen. Die Bevölkerung aber macht aus ihrer Unzufriedenheit längst keinen Hehl mehr. Schon an der Grenze werden wir begrüßt: „Haven’t you been warned?“ In Kweko, einer kleinen Stadt in den Midlands werden wir auf Angela Merkel angesprochen. Die wievielte Amtsperiode sie schon regiert? Unsere Antwort erzeugt anerkennendes Nicken: Wenn im Westen jemand dreimal wiedergewählt wird, muss er was können. In Afrika führe nur der Tod zu einem Amtswechsel.

Ein Lodge-Besitzer berichtet uns resigniert, dass die Polizeikontrollen sein Geschäft kaputt gemacht hätten. 34 Jahre hätte er gegen Fluten und Feuer sein Lebenswerk verteidigt und nun freut er sich über jeden Gast. Er könne es sich nicht mal leisten, den Rasen auf dem Campingplatz schneiden zu lassen. Er teilt folgende Anekdote mit uns: Vom nahe gelegenen Roadblock hätten Polizisten nach einem Quartier für die Nacht gefragt. Dass sie dafür zahlen sollten, wollten sie nicht akzeptieren. „You are killing my business and expect free accomodation in return?“

Reisen in Simbabwe

Geld: Nach einer massiven Inflation löste der US-Dollar vor einigen Jahren die Landeswährung ab. Im November 2016 wurden so genannte Bond Notes eingeführt, die den US-Dollar als Währung ersetzen sollen. Böse Zungen behaupten: es sei der größte Bankraub der Geschichte. Auf diese Weise, ziehe die Regierung den Dollar als harte Währung ein und gibt nur noch wertlose Pfandscheine aus. In der Tat haben uns alle Verkäufer in den Geschäften geraten, das „Spielgeld“ möglichst schnell wieder los zu werden.

Sprit: Diesel war eigentlich überall verfügbar. An einigen Tankstellen konnte man problemlos mit Kreditkarte zahlen.

Einkaufen: Lebensmittel im Supermarkt sind irrwitzig teuer, wenn es denn überhaupt etwas zu kaufen gibt. Am besten versorgt man sich an den zahlreichen Gemüseständen am Straßenrand. Als Wechselgeld bekommt man gern mal ein Karamell-Bonbon oder etwas mehr Obst.

Unterkünfte: Die meisten Campingplätze sind zwar in die Jahre gekommen, aber stets sauber und gepflegt. Man merkt deutlich, dass mit allen Mitteln versucht wird, die Anlagen in Schuss zu halten und den Betrieb am Laufen zu halten. Kreditkartenzahlung ist nur selten möglich. Die meisten verlangen Barzahlung in US-Dollar.

Unsere Empfehlungen: Lomagundi Lakeside Association in Kariba, Antelope Park in Gweru, Norma Jeane’s Lakeview in Masvingo

Der Reiseführer aus dem Hupe Verlag war uns wieder verlässlicher Wegweiser…

Grenzübergänge: Infos zu den Grenzübergangen Kariba Dam und Beitbridge folgen in einem separaten Artikel.

Polizeikontrollen in Simbabwe

Bereits an der Grenze wurden wir mit den warnenden Worten begrüßt, dass wir alle 20 Kilometer 50 US-Dollar Strafe zahlen würden. So schlimm war es dann doch nicht. Aber unglaublich nerven- und zeitraubend. An unserem Rekord-Tag mussten wir auf 250 Kilometer durch 13 Kontrollen, so dass wir für die Strecke dann schlappe sieben Stunden gebraucht haben.

Wir hatten versucht, uns so gut es geht vorzubereiten:

  • 2 weiße Reflektoren an der Stoßstange angebracht
  • Rote Reflektoren hinten hatte der Landy schon
  • Statt Reflektoren gibt es auch reflektierendes Klebeband im Baumarkt (z.B. Midas)
  • 2 Warndreiecke, Achtung, sie müssen auf beiden seiten leuchten. Zur Not nochmal Klebeband
  • Feuerlöscher muss eine bestimmte Größe haben, abhängig vom Fahrzeug. Wir haben einen 2 Liter Löscher und hatten keine Probleme
  • 2 Warnwesten (wurden allerdings nie kontrolliert)

Am besten vorher nochmal die aktuellen Regularien recherchieren. Anfangs hatten wir noch das Gefühl, dass die Kontrollen Routine sind und jeder bestehen kann, der sich nichts zu schulden kommen lässt. Aber die Vergehen wurden immer abstruser. Von den fehlenden Reflektorstreifen an den Warndreiecken bis hin zur Diskussion, wo genau man an einem Stopschild zu halten hat.

Tipp: Den ganzen Krempel, Warndreiecke, Westen, Feuerlöscher griffbereit im Fußraum oder im Cockpit platzieren. Damit man auf Kommando nur noch deuten oder die Sachen aus dem Fenster halten kann. Wir haben im Laufe der Tage unsere Strategie am Roadblock selbst geändert. Anfangs versuchten wir noch zu lächeln, rechtzeitig zu stoppen, das Fenster schon runterzukurbeln, den Smalltalk auf der Zunge liegend. Wir vermuten, das könnte etwas zu einladend gewirkt haben. Besser gefahren sind wir mit der Taktik: forsch heranfahren, diplomatisch-wichtig winken und nur auf nachdrückliche Handzeichen stoppen.

Wir waren 10 Tage im Land und sind auf knapp 1000 Kilometern in 38 Polizeikontrollen geraten. Hier unser Endergebnis vom Roadblock Bingo.

Strafzettel: 2 (Ein Polizist monierte, dass unsere Warndreiecke nicht auf der Rückseite leuchten. Im nächsten Baumarkt haben wir uns mit 3M-Reflektorband eingedeckt. Der nächsten Kontrolle waren die Streifen dann nicht groß genug… Und ein Stoppschild hätten wir überfahren bzw. nicht an der richtigen Stelle gehalten…)

Große Verkehrskontrolle: 4 (Das volle Programm: Führerschein, Wagenpapiere, Lichter, Blinker, Bremsen, Warndreiecke, Feuerlöscher, Wagenheber)

Kleine Verkehrskontrolle: 2 (Nur ausgewählte Stichproben aus dem „großen“ Programm)

Offener Bestechungsversuch: 1 (Wir werden begrüßt mit den Worten: „Hallo mein Name ist Officer Blessing. — How many dollars do you have for Blessing?“ Wir antworten keine und kommen mit einer Schachtel Kekse davon, die wir ihm schenken.)

Durchgewunken/geplaudert: 28 Los gekauft für das Fussballturnier der Polizei: 1

Durch Städte fahren wir irgendwann nur noch im Fahrschulmodus: die Ampel ist rot, am Stopschild zu einem kompletten Stop kommen, nun Rechts vor Links beachten, blinken bei Ausfahrt aus dem Kreisel, sicherheitshalber auch bei der Einfahrt.

Diese Schikane hat uns unseren Besuch in Simbabwe leider verleidet. Um unsere Nerven und unseren Geldbeutel zu schonen, sind wir nicht mehr in den Osten gefahren.

Können wir eine Reise nach Simbabwe empfehlen?

Die Antwort ist leider: nicht guten Gewissens. Auch wenn es uns leid um Land und Leute tut. Liest man Berichte anderer Reisender und vergleicht diese mit unseren Erlebnissen, scheint sich die Situation für Touristen gerade eher anzuspannen. Oder besser: die Situation einzuschätzen, fiel uns mit jedem Tag schwerer. In den letzten Tagen wurden im Land selbst Stimmen laut, dass die Polizeikontrollen derart Überhand genommen hätten, dass es die Touristen vergraule und selbst der Tourismusminister sich offiziell beschwert habe. Hoffentlich hilft es.

Update: Reisende, die eine Runde von West nach Ost wählten, hätten kaum Sperren gesehen und seien nur zweimal in eine längere Kontrolle geraten. Im Mai 2017 haben wir von anderen Reisenden gehört, dass die Beschwerden offenbar geholfen und die scharfen Kontrollen von Touristen nachgelassen hätten.

4 Comments

  1. Roland Sauter

    Schade, ihr hattet euch so auf dieses Land gefreut……. Beim nächsten Mal dann!

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